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Schamotte selber herstellen

 

Schamotte ist Ton, der bereits gebrannt und danach wieder zerkleinert wurde. Man kann sie selbst herstellen, indem man alte Ziegelsteine, Blumentöpfe oder misslungene Schrühware verwendet. Dazu werden die Tonscherben auf einer stabilen Steinplatte mit einem Hammer oder Stein zerkleinert. Anschließend siebt man die Bruchstücke mit einem feinen Sieb, um ein gleichmäßiges Granulat zu erhalten. Dieses Granulat wird dann in frischen Ton oder Lehm eingearbeitet. Falls die Masse zu trocken ist, kann man etwas Wasser hinzufügen, um eine geschmeidige Konsistenz zu erreichen.

Lehm, die Alternative zu gekauftem Ton

 

Es hat etwas ganz Besonderes, seinen eigenen wilden Ton zu ernten.

 

Durch die Verwitterung feldspatreicher Gesteine haben sich über die jahrtausende Lehm und Ton gebildet. Lehm ist eine Mischung aus Ton, Schluff, Sand und organischen Verunreinigungen. Ton ist jedes erdige Material, das Teilchen von weniger als 0,002 mm enthält.

 

Etwa 80 % der Erdoberfläche enthalten Ton – die Chancen stehen also vielerorts gut, fündig zu werden. Anders sieht es in meiner Region aus: Ich lebe im Bereich des ehemaligen Alpenvorlandgletschers, wo kiesreiche Böden dominieren. Erst etwa zehn Kilometer weiter nördlich, in der sogenannten Endmoränenlandschaft, treten Lehm und Ton vermehrt auf. Da wird die Suche zwar nicht unmöglich, aber definitiv zur kleinen Exkursion.

Gute Fundorte für hochwertigen Lehm sind Prellufer von Gewässern, Kiesgruben, Baustellen, Gräben und Senken, Straßenböschungen, Küstenklippen oder unter entwurzelten Bäumen. Lehm ist leichter zu finden als reiner Ton.


Suche nach Bereichen mit sichtbaren Schichten unterschiedlicher gefärbter Böden, da diese oft das Vorhandensein mineralreicher Tonablagerungen anzeigen.

So lässt sich direkt am Fundort eine erste Einschätzung zur Qualität des Lehms vornehmen:

Farbe + Geruch: Die Farbe variiert je nach Fundort. Bei uns in Bayern kommt häufig grauer bis bläulicher Lehm vor. Eine gleichmäßige, satte Farbe zeugt von guter Qualität. Wenn man ihn zwischen den Fingern zerreibt, entsteht ein fettiger Glanz auf der feuchten Oberfläche und häufig auch an der Schnittkante des Spatens.  Der Geruch sollte angenehm und natürlich erdig sein – bei einem unangenehmen, modrig oder muffigen Geruch besser verzichten, da handelt es sich meist um Schluff.

Konsistenz + Klumpentest: Feuchter Lehm sollte klebrig, glatt, butterartig weich und geschmeidig sein und sich gut formen lassen. Ein einfacher Test ist, eine kleine Lehmkugel zu rollen – hält sie stabil zusammen, spricht das für eine gute Qualität. Zerfällt sie leicht, enthält der Lehm zu viel Sand.


Feinheit + Knirschprobe: Ein Lehm mit hohem Tonanteil fühlt sich zwischen den Fingern besonders fein und schmierig an. In der Geologie wird manchmal ein kleines Stück des Materials gekaut, dazu nimmt man eine kleine Menge zwischen die Zähne – je weniger es knirscht, desto feiner und tonhaltiger ist die Erde.

Was Lehm und Ton so besonders macht: Sobald sie ausreichend Wasser aufgenommen haben, werden sie plastisch formbar – eine Eigenschaft, die das Modellieren ermöglicht. Nach dem Trocknen und Brennen behalten sie ihre Form und bilden, je nach Zusammensetzung, entweder rustikale Objekte wie Lehmziegel oder feine Keramik.

 

 

Mit einfachen weiteren Tests lässt sich feststellen, ob der gefundene Lehm ausreichend Tonanteile enthält und die notwendige Plastizität besitzt.
 

Eine Probe entnehmen. Den Lehm zuerst trocknen lassen, zerkleinern und dann in Wasser auflösen, gut umrühren und in ein großes Schraubglas geben. Dann den Deckel verschließen und mind. 24 Stunden ruhen lassen. Nach dieser Zeit sollte sich das Wasser geklärt haben, sodass sich mehrere Schichten abzeichnen. Die oberste Schicht besteht aus Ton durchsetzt mit Schluff. Ist diese Schicht ergiebig genug, kann der Lehm verwendet werden.

Lehm im Wasser auflösen: trocken oder feucht? Trockener Lehm lässt sich im Wasser gut auflösen, weil er sich leicht zerkleinern und die Tonpartikel besser suspendieren lassen. Feuchter Lehm bleibt oft klumpig und schwer durchmischbar, es sei denn, man übergießt ihn mit viel Wasser und lässt ihn lange einsumpfen. Trocken ist effizienter, feucht geht auch – braucht aber Geduld.

Die Wild Clay-Methode ist eine archaische Form der Tonverarbeitung:
Der Lehm wird direkt aus der Natur gewonnen und in seiner ursprünglichen Beschaffenheit genutzt – ganz so, wie es schon die ersten Töpfer vor Jahrtausenden taten. Statt den Ton zu waschen oder fein zu sieben, wird er in seiner rohen Form aus der Erde geholt, geknetet und unmittelbar verarbeitet. Verbliebene Wurzeln, kleine Steine und andere natürliche Einschlüsse bleiben bewusst erhalten – sie verleihen jedem Werkstück eine individuelle Struktur und einen unverwechselbaren Charakter.

 

In der klassischen Methode wird der gefundene Lehm gereinigt.

Dafür wird der Lehm zuerst getrocknet, zerkleinert und dann in einen großen Behälter gegeben, mit Wasser vermischt, eingesumpft und gründlich durchgerührt. Das Wasser sollte einigermaßen sauber und idealerweise kalkarm sein – mit Regenwasser ist man in der Regel auf der sicheren Seite.


Anschließend wird die Masse durch ein grobes Sieb gegossen um Sand und andere Verunreinigungen zu entfernen.

 

Wenn man die Mischung mind. 24 Stunden stehen lässt, setzt sich der Lehm
im Wasser ab und es bilden sich drei Schichten: oben klares Wasser,
darunter der Ton durchsetzt mit Schluff, und am Boden der Sand.

Das überschüssige Wasser wird nun vorsichtig herausgeschöpft, damit sich die Schichten nicht wieder vermischen.

Dann wird der flüssige Ton behutsam vom Sand abgeschöpft und erneut beiseitegestellt, sodass sich Ton und verbliebenes Wasser ein weiteres Mal absetzen können.


Anschließend das Wasser abgießen und den flüssigen Ton durch ein feines Sieb filtern, um möglichst wenig Schmutz im Material zu behalten. Hierfür eignen sich auch Stoffwindel, Kissenbezüge oder Strumpfhosen.

Die gereinigte Tonmasse einige Tage ruhen lassen, bis das Wasser verdunstet ist. Danach wird sie sorgfältig durchgeknetet, bis die gewünschte plastische Konsistenz erreicht ist.

 

Ein hoher Schluffanteil im Ton mindert die Plastizität – das Material lässt sich dann schlechter formen, reißt leichter beim Trocknen und kann beim Brennen instabil werden. Schluff wirkt wie ein „Füllstoff“, der zwar die Masse streckt, aber nicht bindet.

 

Unterscheidungsmerkmale von Ton und Schluff

 

 

 

 

 

 

Um die Plastizität zu steigern, die Modellierbarkeit zu verbessern und Trocknungsrisse zu minimieren, kann eine kleine Menge Ball Clay beigemischt werden. Dieser besonders feinkörnige, plastische Ton mit hohem Gehalt an Kaolinit und Illit macht schluffreiche Massen geschmeidiger und erleichtert die Verarbeitung – etwa beim Drehen auf der Scheibe.


Qualitätsprüfung: Sobald der Ton eine plastische Konsistenz aufweist, lassen sich weitere Qualitätsprüfungen vornehmen:

Biegetest: Dafür formt man einen etwa 10 cm langen und 1,5 cm dicken Ton Wulst zu einem Ring. Hochwertiger Ton bleibt flexibel und zeigt keine Risse – bricht er schnell, ist er zu grob oder nicht plastisch genug.

Schrumpfung: Beim Trocknen sollte der Ton weitestgehend seine Form behalten. Starke Schrumpfung weist auf eine minderwertige Qualität hin.

Glätte: Die getrocknete Oberfläche sollte fein und geschmeidig sein, ohne grobe Sandkörner.

Festigkeit: Ein trockenes Tonstück in die Hand nehmen und auf seine Festigkeit prüfen – guter Ton fühlt sich hart und widerstandsfähig an. Zerbröselt oder bricht er bereits bei leichtem Druck zwischen den Fingern, ist seine Qualität eher gering.
 

Wassertest: Ein kurzes Eintauchen des angetrockneten Tonstücks in Wasser zeigt, wie stabil der Ton ist – hochwertiger Ton behält seine Form und kann Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich sofort aufzulösen.
 

Um die Trocknungs- und Brennstabilität zu erhöhen – etwa bei der Herstellung von feuerfestem Geschirr – wäre es von Vorteil sogenannte „Temper“ Zuschlagsstoffe einzuarbeiten. Dabei handelt es sich um Materialien wie zermahlene Tonscherben „Schamott“, Brechsand oder zerkleinerte Muscheln, die dem Ton, idealerweise im trockenen pulverförmigen Zustand, beigemischt werden. Sie verringern Spannungen beim Brennen und beugen Rissen vor.

Gestalten: Nachdem der Ton den Reinigungsprozess sowie die Qualitätsprüfungen erfolgreich durchlaufen hat, kann die kreative Phase beginnen – typischerweise mit dem plastischen Material, etwa durch Aufbautechniken oder freies Formen. Alternativ lässt sich der Ton auch direkt in flüssiger Form, nach dem Prinzip des Schlickergusses, in eine Gipsform gießen.
 

Brennen: Am besten startest du mit kleinen Probestücken, um herauszufinden, welchen Temperaturen der Ton standhält. Platziere dein Probestück dazu in einem Auffangschälchen (das aus deinem normalen, für die Temperatur bewährten Ton besteht), so bleibt alles geschützt, falls der wilde Ton überraschend schmilzt und sich im Ofen ausbreiten möchte. Die Wahrscheinlichkeit, Ton zu entdecken, der Hochtemperaturen aushält ist eher gering. Im Allgemeinen bewegt sich der Brennbereich zwischen 800°C und 1100°C. Hier würde sich ein Rakubrand ganz wunderbar anbieten. 

Die Schmelztemperatur eines Tons lässt sich nicht beliebig erhöhen, ohne seine Zusammensetzung zu verändern. Um ihn feuerfester zu machen, kann man ihn mit hochbrennenden Materialien wie Kaolin „weißer Ton“ – der erst bei etwa 1150–1250 °C zu sintern beginnt – oder anderen feuerfesten Tonen mischen. Damit die Masse dabei formbar bleibt, hilft oft eine kleine Zugabe von Ball Clay, der die Plastizität erhält.

Glasieren: ​Es ist durchaus möglich, dass die Glasur nicht perfekt mit dem Tonkörper harmoniert, wenn der Wilde Ton und die Glasur beim Brennvorgang unterschiedlich schrumpfen oder wenn noch Steinchen im Ton verblieben sind. Dies kann zu charakteristischen Glasurfehlern führen – aber gerade diese Unregelmäßigkeiten könnten den besonderen Charme unterstreichen und perfekt in die rustikale Ästhetik der wilden Tonkeramik passen.

Wasser ton sand.png
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Wer es genau wissen möchte...
 

Um die ideale Brenntemperatur für Ton zu bestimmen, könnte man mehrere Probestücke mit identischer Größe und Dicke herstellen und bei unterschiedlichen Temperaturen brennen. Das Unterlegen von Sicherheitsschalen nicht vergessen!

Der Ton wird mit steigender Hitze dichter und verliert an Volumen, bis er seine maximale Dichte erreicht – den
Sinterpunkt. An diesem Punkt verbinden sich die Tonpartikel zu einer festen Struktur, der Ton wird dichter, fester und wasserundurchlässiger. Hat der Ton diesen Zustand erreicht, ist die optimale Brenntemperatur gefunden.

 

Geht man mit der Brenntemperatur darüber hinaus, beginnt der Ton erneut an Dichte zu verlieren und sich wieder auszudehnen. Das Probestück wird wieder größer. Stellenweise können Blähungen auftreten, bevor der Scherben den Schmelzpunkt erreicht und schließlich zerfließt.

Keramik herstellen und verkaufen: Voraussetzungen?

Konformitätserklärung

Wer Keramik Geschirr in Umlauf bringt, muss erklären, dass diese Gegenstände der Bedarfsgegenständeverordnung entsprechen. Die gebrannte Keramik wird u.a. auf Blei und Cadmium getestet. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Glasur, dem Brennprozess und ob im Ofen schon mal gesundheitsschädliche Substanzen gebrannt worden sind.

Bei der M.U.T.  Meißner Umwelttechnik GmbH kostet die Analyse je Prüfstück ca. 49 € netto. Gegen Übernahme der Portokosten und einer zusätzlichen Verpackungspauschale von 5 € netto können die Teile auch wieder zurückgeschickt werden.

Der Autor übernimmt keinerlei Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen.

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