top of page
P1020075_edited.jpg

Als Raku bezeichnet man ein altes japanisches Brennverfahren, dass übersetzt so viel wie Freude, Spaß und Vergnügen bedeutet.


Die Methode zeichnet sich dadurch aus, dass der Ton sehr schnell gebrannt und danach ebenso schnell abgekühlt wird. Dabei entstehen die charakteristischen Krakelee Risse in der Glasur.


Da beim Rakubrand viel Rauch entstehen kann und die Werkstücke im glühenden Zustand aus dem Ofen geholt werden, wird im Freien gebrannt.

Benötigt wird

$_59.jpg
  • Ein Rakuofen, eine selbst gebaute Rakutonne oder ein Ochsenerkübel-Rakuofen. Die Öfen werden mit Gas oder Holz befeuert. Für die meisten Keramiken reicht ein Ofen mit einem schmalen Durchmesser. Wichtiger ist, dass er sich leicht öffnen lässt und einen guten Zugang zum Objekt bietet, um die heiße Ware sicher aus dem Inneren holen zu können.


  • Für den Rakubrand eignen sich stark schamottierte Steinzeugtone. Auf weiss brennenden Tonen kommen Rakuglasuren besser zur Geltung.

    Die Raku-Masse für Aufbauarbeiten sollte sehr grob schamottiert sein, mit einer Körnung von 0,5-1,5 mm, bei circa 30 – 40 Prozent Schamott-Anteil.
    Eine Wanddicke 0,5 cm bis zu 1 cm hat sich dabei als gutes Maß bewährt.

    Für gedrehte Objekte kann man weniger stark schamottierten Ton verwenden. Dafür hat sich 10 % Schamottierung bis zu einer Korngröße von 0,2 mm bewährt. Beim gedrehten Raku kann die Wandstärke bis auf circa 0,5 cm verringert werden.

    Im ersten Schritt der traditionellen Raku-Technik wird ein Schrühbrand der Keramik durchgeführt. Im Rakuofen erfordert dies einige Erfahrung und ist einfacher in einem Elektro-/oder Gasofen durchzuführen. Der Rohbrand verleiht der Keramik die nötige Resistenz und wird meist in einem Temperaturbereich zwischen 900 und  980° durchgeführt.

    Die Schrühware wird anschließend glasiert und für die weitere Verarbeitung im Raku-Brennofen vorbereitet.

  • Es können fast alle niedrig ausschmelzenden Glasuren verwendet werden. Raku-Glasuren schmelzen zwischen 800 °C und 1000 °C. Je dünner die Glasur aufgetragen wird, desto feiner das Rissnetz. Die schönsten Ergebnisse liefern transparente und halbtransparente Glasuren. Beeindruckend ist jedoch das Schwarz des Schwelbrandes, denn beim Raku wird alles Glasurfreie schwarz.


  • Eine Rakuzange und hitzebeständige Handschuhe mit Schaft. 

    Hitzeschutzhandschuhe, aus dickem Kevlar eignen sich kurzfr. bis 1000° C Kontakthitze, doppelt isolierter Fauster aus HT-Gewebe kurzfr. bis 1.100°C, aus Delceram / DCI Keramikgewebe kurzfr. bis 1260° C. Ausgewählte Schweisserhandschuhe kurzf. 500°C – 1000°C.

    Tipp: Wer besonders schwere Objekte ohne Rakuzange, direkt mit den Händen aus dem Rakuofen heben möchte, der kann neben hitzebständiger Schutzkleidung und Spezialhandschuhen noch zusätzlich ein Paar "Topflappen" aus Keramikmatten verwenden.


  • Schutzkleidung z.B. hitzebeständige Schürze. Kleidung, Kopfbedeckung und geschlossene Schuhe aus Leder oder Baumwolle, keine synthetische Kleidungsstücke! Hitzeschutzkleidung aus dickem Kevlar mit Aluminiumbeschichtung reflektiert 90 % der Hitze.

    Schutzbrille und Atemschutzmaske, mindestens FFP2.

  • Hitzebeständige Reduktionsbehälter.

    Um einen Reduktionsbrand zu entfachen, muss das Innere des Behälters zunächst mit brennbarem Material ausgelegt werden. Am häufigsten werden dazu Sägespäne, Papier, Laub, Heu oder Stroh eingesetzt, da sie sehr fein sind und filigrane Spuren in der Glasur hinterlassen.

    Weiteres brennbares Material, vor allem Papier und Sägespäne, sollten bereit stehen.

    Zum späteren luftdichten Abdichten wird entweder ein Deckel, Erde oder Sand benötigt.

Raku per Hand rausnehmen_edited.jpg

Quelle: Pinterest 

IMG_20220805_133226_resized_20220809_114842703.jpg

Raku bei Romana & Winnie Gömmel
in Prati Nuovi

Ofensetzen

Dann werden die Keramiken in den Ofen gesetzt. Man hält zwischen den Stücken einen entsprechenden Abstand, damit man sie nach dem Brand mit der Rakuzange problemlos dem heißen Ofen entnehmen kann.

Innerhalb einer Stunde wird der Rakuofen auf ca. 1.000°C aufgeheizt.

Die Erwärmung darf anfangs nicht zu schnell vor sich gehen. Durch den Glasurauftrag haben die Keramikobjekte etwas Wasser aufgenommen, das zuerst verdunsten muss. Ansonsten entsteht im Innern der Keramiken Wasserdampf und sie zerplatzen.

blowtorch-596294_1920.jpg

Aufheizen mit Gas

Die ersten 20 Minuten: Den Brenner mit der beim Entzünden eingestellten Stärke brennen. Das Geräusch sollte leicht zischend sein.


Die nächsten 20 Minuten: Das Gas weiter zu einer längeren und stärkeren Flamme aufdrehen bis ein dröhnendes Geräusch entsteht. Der Ofen sollte nun innen glutrot werden.


Die letzten 20 Minuten: Das Gas langsam noch stärker aufdrehen. So regeln, dass das Pyrometer nach ca. 60 Minuten die benötigte Temperatur anzeigt.

fire-4560480_1920.jpg

Aufheizen mit Holz

Der Ofendeckel wird geschlossen und eine Anzündhilfe auf dem Feuerrost entzündet; dann schiebt man 4 bis 5 feine Hölzer in den Feuerraum. Langsam beginnt das Holz zu brennen und erwärmt die Keramik.


Nach ca. 5 Minuten sind die Objekte ausgetrocknet und man kann Holz nachlegen.


Die Keramik steht mitten in den Flammen und der Ruß färbt sie nun grau bis schwarz. Über 600°C verbrennt der Ruß und die Keramik wird wieder hell.  Steigt die Temperatur über 800 °C, züngeln die ersten Flammen aus dem Kamin.


Man schiebt fortwährend neues Brennholz nach. Der Feuerraum muss immer voll sein. Werden am Kaminende Flammen sichtbar, stoppt man den Holznachschub, bis sich die Flammen zurückbilden, danach legt man neues Holz nach.


Nach ungefähr 30 bis 60 Minuten sind die Glasuren ausgeschmolzen.

Ausschmelzen der Glasur

Bevor die Glasur die richtige Temperatur erreicht hat, sieht sie matt aus.


Steigt die Temperatur über 800 °C schmelzen die Glasuren aus und ein erster Glanz bildet sich.


Während des Schmelzprozesses entweichen den Glasuren Gase. Dadurch bilden sich Blasen auf der Glasuroberfläche. Durch stetigen Temperaturanstieg schmilzt die Glasur weiter aus und die Krater der Blasen bilden sich zurück.

Nach ungefähr 30 bis 60 Minuten, bei ca. 1.000°C, sind die Glasuren auf den Objekten zu einem glatten und glänzenden Überzug  ausgeschmolzen und keine Blasen mehr sichtbar. Die Glasur sieht 'nass' aus.

Raku bei Romana & Winnie Gömmel

Entnehmen der Keramik

Jetzt kann man mit einer langen Zange nach und nach die Keramiken aus dem Rakuofen entnehmen.

Die glühend heiße Keramik wird nun in den vorbereiteten Reduktionsbehälter auf das organische Material gelegt. Dieses entzündet sich bei Kontakt augenblicklich.

DSCN3029.JPG

Krakelee

Beim Herausnehmen kommt es innerhalb von kürzester Zeit zu einem Temperatursturz von circa 500 °C und die Keramiken müssen das aushalten.


Die Glasuroberfläche reißt durch den Abkühlungsprozess, wodurch die Krakelee Risse in der Glasur entstehen.

Diesen Effekt kann man beeinflussen, in dem man z.B. kalte Luft mit einem Strohhalm auf die Glasur bläst, Zucker aufgestreut ergibt ein sehr feines Krakelee oder ein Sprühstoß aus einer Sprühflasche mit Wasser oder Eisenchlorid-Lösung ergibt ebenfalls interessante, feine Effekte.

raku oberfläche_edited.jpg

Reduktionsprozess

Um einen gleichmäßigeren Reduktionsprozess zu gewährleisten, sollte sofort weiteres Material wie Zeitungspapier, Sägemehl, Laub, Kiefernnadeln oder Stroh über die Keramik geschüttet werden, bis es kräftig raucht.


Anschließend muss der Behälter zügig mit einem Deckel, Erde oder Sand luftdicht verschlossen werden, damit das Feuer den gesamten Sauerstoff im Inneren aufbrauchen kann.


Unter Luftabschluss reagieren die in der Glasur enthaltenen Metalloxyde und ihr wird der Sauerstoff entzogen. Insbesondere Kupfer reagiert, über grün bis zum rot mit vielen Schattierungen.

Der Ton selbst färbt sich durch den Kohlenstoff von grau bis tiefschwarz.  


Je nach gewünschtem Effekt sollte die Raku Keramik mindestens 10 bis 30 Minuten geräuchert werden, bevor man den Behälter wieder öffnet.

Dickwandige Keramiken benötigen dazu etwas länger als dünnwandige.

Es darf kein Sauerstoff mehr an die Keramik gelangen, sonst würde das Schwarz wieder verschwinden.

DSCN3029_edited_edited.jpg

Effekte

Wenn der Ton 'schwarz' werden soll:
unten an die Keramik Sägespäne ran geben und sofort luftdicht abdecken.

Wenn die Glasur 'Kupfer schillern' soll:
viel Sägespäne auf die Keramik werfen und offen lassen. Vorsorglich kann man etwas Kupferoxid (1-10%) in die Glasur geben. 

Wenn Glasur 'bunt' bleiben soll:
wenig Sägespäne verwenden und lange offen lassen. 

Viel Krakelee gewünscht: wenig Sägespäne verwenden. Je mehr das Objekt mit Sägespänen bedeckt wird, desto weniger Risse entstehen.

Auch durch ein Ansprühen mit Wasser kann man die Krakeleebildung beeinflussen.

Feine Rissbildung: entsteht durch anblasen des Objektes.

raku oberfläche 5_edited.jpg
raku oberfläche_edited.jpg
raku oberfläche 3_edited.jpg
raku oberfläche_edited.jpg

Reinigung

Nach dem Erkalten, können die Keramiken mit Wasser, einem rauen Schwamm und Stahlwolle geschrubbt werden, da die verbrannten organischen Materialien in die Glasur eingebrannt sind.

Raku-Keramiken riechen nach dem Brand stark nach Feuer, Asche und Ruß, das legt sich im Laufe der Zeit.

Sie sind als Dekorationsobjekte für den Innenbereich gedacht. Sie sind nicht lebensmitteltauglich mit Ausnahme der traditionellen Japanischen Teeschalen. Sie sind nicht spülmaschinenfest, nicht mikrowellentauglich und nicht frostsicher.

Vasen kann man mit einem Dichtungsmittel ausgießen, es empfiehlt sich jedoch, diese nicht direkt auf empfindliche Oberflächen zu stellen.

Die Farben von kupfer- und silberhaltigen Glasuren können sich nach einiger Zeit durch starke Sonneneinstrahlung und Feuchtigkeit leicht verändern.

Pferdehaarbrand

Federbrand

Keramik bei 600°C herausnehmen und erst einmal auf einem  Feuerleichtstein abstellen. 

> Solange die Keramik glüht ist sie heißer als 500°C. <


Nachdem die Keramik auf deutlich unter 500 Grad abgekühlt ist, werden Pferdehaare oder Federn auf die gewünschte 'glasierte' Stelle gelegt.


Die Haare brennen ein und bilden Strukturen. Bei zu hoher Temperatur entsteht beim Verbrennen der Haare viel Qualm, der zu gräulichen Flecken entlang der schwarzen Linien der Haare führt.


Sobald eine zufriedenstellende Struktur erreicht ist, wird die Keramik im kalten Wasser abgeschreckt, damit das Ergebnis fixiert.


Wenn das Ergebnis nicht gefällt, dann einfach wieder in den Ofen zurück stellen und wegbrennen.

© Copyright
© Copyright
© Copyright
© Copyright

©2021 zeitvergoldung.

© Copyright
bottom of page